Frauenlernwerkstatt
Frauenpolitik zwischen Dominanzkultur und Solidarität.
Die Idee zu dieser Lernwerkstatt ist aus den Erfahrungen unserer Selbstorganisation mit der Frauenbewegung in Graz geboren.
Als kleine, selbstorganisierte Frauenstruktur haben wir 2007 mit einer Arbeit begonnen, die uns in die „Projektszene“ katapultierte. Ganz am Anfang, als wir noch ehrenamtlich im Interkulturellen Frauenverein Dschanuub arbeiteten, waren wir Gästinnen im Palaver. Danach haben wir einen Raum des Frauenservice in der Griesgasse 8/2. Stock für unser erstes (EU)Projekt Marhama übernommen. Mit den ersten SOMM-Subventionen kaperten wir flugs den 2. Raum dazu und 2010, als alles aus den Fugen krachte, mieteten wir mutig und finanzierungstrukturell zuversichtlich neue Räumlichkeiten in der Wielandgasse 23 an.
Das heißt: SOMM-Geschichte ist schon einige Jahre Geschichte der Grazer Frauenbewegung. Gewisse Allianzen und Freundschaften waren schon notwendig, um SOMM aufzustellen. Sicher, ohne die (Grazer)Lebensgeschichte der Nicht-Migrantinnen in SOMM, wäre es unendlich schwieriger gewesen, so eine Initiative aufzubauen und am Leben zu erhalten.
Es war aber nicht so, dass die Frauenbewegung und ihre Strukturen sich vor Offenheit und Freude über unsere immer weiter ausgreifende Existenz nicht an sich halten konnte.
Einladungen waren rar und auch die Besuche tröpfelten halt so dann und wann einmal herein.
Aber immerhin…bald hatten wir doch einige Freundinnen und Sympathisantinnen auch unter den Nicht-Migrantinnen und sogar unter den Feministinnen gefunden.
Es war klar: Gegen die permanenten Mainstream-Botschaften wie „Islam ist frauenfeindlich“, „Islam ist Gewalt und Terror“ anzutreten, ist kein schnell gemachter Schritt.
Es braucht schon einige Anstrengung, sich halbwegs ernsthaft damit zu befassen. Und wenn man mit der Religion sowieso schon lang abgeschlossen hat… das kommt ja noch dazu.
Also, mit offenen Armen sind wir nicht empfangen worden. Unsere Veranstaltung am 8. März über den Umgang mit Diversität in der Frauenbewegung, die schon die Diskussion suchte, wurde nicht zahlreich heimgesucht. Wir fragten uns: Gibt es denn kein Bedürfnis, sich mit etwas Neuem zu konfrontieren? Oder ist alles klar? Wie steht es um das antirassistische Bewusstsein von Grazer Feministinnen? Wo sind die Migrantinnen in den Versammlungen und Projekten?
Wir wissen, frau ist vielbeschäftigt, ständig am Schreiben neuer Anträge, Suchen weiterer Fördermöglichkeiten, mit sich selbst am Tun,…Das haben wir in unserer Werkstatt auch gehört: Überbeschäftigung und Unterbezahlung sind auch Strategien männlicher Politmacht.
Es wäre aber schon denkbar, dass die eine oder andere sich gefreut hat, von SOMM zu hören. Vielleicht erhoffte sie sich, eine neue Mitstreiterin gegen diverse männerdominierte Monopole, die Frauen das Leben echt nur erschweren, zu gewinnen.
Einladungen erhielten wir keine. Der Frauenrat tagte ohne uns.
Bei einschlägigen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen waren kopftuchtragende Musliminnen und Migrantinnen zwar eingeladen, aber auf den meinungsbildenden Sesseln durften sie nicht Platz nehmen. Im Publikum wurden sie hin und wieder schon freundlich begrüßt: Diversity und so.
Wir vermissten Stellungnahmen des Grazer Frauenrats gegen die Rechte, die in Graz auf Kosten von MuslimInnen auf Stimmenfang ging. Wir nahmen die Frauenorganisationen als Streiterinnen gegen die frauenfeindlichen und rassistischen Fremdengesetze nicht wahr.
Wir hörten aber sehr wohl Vorurteile und Vorverurteilungen, insbesondere was den Islam betraf.
Wieder SOMM-Veranstaltungen, wieder Einladungen an alle ausschicken::::Kaum Resonanz. Da ist uns die Überlegung gekommen, dass es irgendwie in der Frauenbewegung selbst vielleicht nicht gerade motivierend zugeht…UND… ob das nicht damit zusammenhängt, dass es sich frau zu sehr in ihren Strukturen gemütlich macht…was doch lähmend wirkt…UND haben beschlossen, das zu recherchieren: So ist unsere Frauenwerkstattidee entstanden, die
am Mittwoch, den 23.Juni 201im Stadtmuseum Graz stattfand.
mit den mitwirkenden Frauen:
Esra Erdem, Birge Krondorfer, Araba Johnston Arthur, Tania Araujo, Amina Baghajati
und den Mitarbeiterinnen von SOMM und RAHMA
und allen Teilnehmerinnen